top of page

Mysteriöser Achilles Teil V – Von dem (jungen) Hüpfer lass ich mir den Sommer nicht versauen

14.6.2018: Tetris mal anders Wieder zwei Tage abgehakt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Meine Meilenstein-Timeline hat nun bereits so einige Häkchen ;-) Das ist gut und motiviert.

Weniger schön: der Kühlschrank. In einem Moment herrscht dort gähnende Leere, wohingegen er nach jedem wöchentlichen Vorrats-Großeinkauf quasi überquillt. Zusätzlich zum typischen Inhalt warten dort zwei riesige Kartons mit Thrombosespritzen auf ihren Einsatz. Die Folge dieser temporären Überfüllung: absolut nerviges Kühlschrank-Tetris. Apropos Spritzen. Das ist mittlerweile ist irgendwie schwierig geworden. Ich finde immer wieder Stellen, an denen die Nadel einfach nicht rein möchte. An anderen Stellen klappt es dagegen prima. Google sagt dazu, dass sich an Einstichstellen oft Verhärtungen bilden. Na toll, es gilt aber noch so einige Spritzen reinzuballern. Das kann ja lustig werden. Diese Verhärtungen kommen wohl eigentlich dadurch zustande, dass die Nadel nicht weit genug eingeführt wird. Da ich sie aber ordnungsgemäß immer bis zum Anschlag hineinschiebe, ist das nicht wirklich eine Erklärung.

Gute Nachricht: Ich bin seit einigen Tagen wieder schmerzfrei :-) Ansonsten war das heute wieder ein sehr einsamer Tag :-/

15.6.2018: Pikantje mit Antje Yihhhaaa, die nächsten Tage werden weniger einsam. Heutiges Highlight: die wunderbare Antje holt mich gegen 17 Uhr zum Einkaufen ab, denn ich darf ja noch immer nicht selbst fahren und bin daher nach wie vor auf Einkaufseskorten angewiesen. Die erlegte Beute verbruzzeln wir gemeinsam zu einem anständigen Abendbrot (Hähnchen-Zucchini-Gedöns), mampfen auf der Terrasse und erzählen was das Zeug hält. Erst als es dunkel und kalt wird und uns auch einige Mücken attackieren, lassen wir den Abend zu Ende gehen. Aber da ist es auch schon fast elf.

16.6.2018: Wenn man sonst nichts zu melden hat Ich werde wach, denn es piept. Schon wieder. Da war die alte Batterie, die ich in den Rauchmelder gepflanzt hatte, wohl doch schon zu schwach. Moment, es piept doch direkt über mir. F***. Meine Gedanken pirschen den gleichen Pfad wie letzte Woche entlang: Wie spät ist es? Kann ich das aussitzen bzw. ausliegen? Wieder folgt der verstohlene Blick auf den Radiowecker. Na? Wieder 5 Uhr? Fast: 4:45. Das macht es jedoch nicht wirklich besser.

Also, rein in den Stiefel. Und nun? Aufs Bett steigen und lang machen? Keine gute Idee. Die Trittleiter zu holen, habe ich jedoch schon wieder keinen Bock und so räume ich kurzerhand den Tritt im Badezimmer leer, um mich auf eine angemessene Höhe zu bringen. Schlaftrunken geht’s nun hinauf, um das nervige Ding zum Schweigen zu bringen. Tschakka! Ich lege mich wieder hin. Es folgt ein stink-normaler Tag. Abends wird in gemütlicher Runde gerillt.

17.6.2018: Kathi-Time Gegen 15 Uhr besucht mich erstmals meine ehemalige Kommilitonin Kathi und erfährt am eigenen Leibe, was es mobilitätstechnisch bedeutet, in Bremen-Strom zu wohnen. Ohne Auto ist's eben echt nicht witzig. Anyway. Apfelstrudel und Eis machen ihre strapaziöse Anreise bald vergessen. Und meine Wohnung inkl. Ausblick auf die Ochtum und das freie Feld sowie unser exorbitanter Schnack-Bedarf offenbar ebenso. Außerdem ist heute das erste WM-Vorrundenspiel der deutsche Nationalmannschaft, das wir uns zusammen mit Tex-Mex-Wraps reinziehen. Während wir uns mit Sauce bekleckern, bekleckern sich Jogis Jungs nicht gerade mit Ruhm, aber das ist für uns irgendwie Nebensache.

Abends bringe ich Kathi zur Haltestelle Luleys, wo sie von einem Anruflinientaxi eingesammelt wird. Das ist ein hiesiger Ersatztransportdienst, da keine oder nur selten Busse fahren. Ich rollere mit dem Tretroller neben ihr her. Meine Jungfernfahrt klappt ganz famos.

18.6.2018: Es geht abwärts Es ist soweit: der erste Keil kommt aus dem Stiefel. Wer sich jetzt fragt: Wer? Wie? Was? Keil? Jawoll! In meiner Orthese befinden sich zwei Keile, die meine Ferse erhöhen, sodass keine Spannung auf die Achillessehne wirkt und diese in Ruhe heilen kann. Über die Wochen führt diese Erhöhung selbstverständlich zur Verkürzung der übrigen Muskulatur, von der aufgrund der Ruhigstellung schon jetzt nicht mehr viel übrig ist :-/

Aber noch mal zum Stiefel. Die Orthese in langer Ausführung zur Ruhigstellung der Unterschenkel-Fuß-Region in vorgegebener Position zeichnet sich laut Hersteller durch ein geringes Gewicht aus. Dennoch wiegt das gute Stück im ergonomisches Design 1,2 kg. Zudem verfügt der AirWalker über eine therapieunterstützende Laufsohle mit sehr guter Abrolleigenschaft (Hä? Abrollen? Das ist so gut wie unmöglich!) sowie einen einstellbaren Zehenschutzbügel. Die integrierten, einzeln regulierbaren Luftpumpen des 2-Kammer-Air-Systems (deswegen AirWalker) sind positionierbar und komfortabel zu bedienen (Stimmt!) und gewährleisten zusammen mit dem Fersenkeil-Set zur Justierung der therapeutischen Spitzfußstellung den Therapieerfolg.

Kostenpunkt für das ausgefallene Schuhwerk: ca. 230 Euro. Also definitiv etwas für Menschen mit teurem Schuhgeschmack. Ich musste für das Monster glücklicherweise nur 10 Euro Zuzahlung berappen inkl. zweier sexy Unterzieh-Kniestrümpfe. Wenigstens in Schwarz und nicht fleischfarben.

P.S.: Ich habe Muskelkater. Ziemlich einseitig. Vom gestrigen sagenhaften 850m-Roller-Fahren. Den kuriere ich heute in meiner Einsamkeit aus.

19.6.2018: Black tuesday

Welch schwarzer Tag. Zwar nicht wirklich. Ab und an kommt sogar mal die Sonne heraus. Aber mein Gemüt ist definitiv verfinstert. Es wird Zeit, dass was passiert, ein neuer Meilenstein genommen wird. Obwohl, eigentlich gab es erst gestern einen: Die Entfernung eines Keils. Dennoch, dieses einsame an Zuhause gefesselt sein, tut mir überhaupt nicht gut. Das habe ich schon vorher gewusst, aber es lässt sich nun mal auch nicht ändern. Glücklicherweise gelingt es mir, regelmäßige Besuche bzw. Kontakte einzubauen. Doch unterm Strich bleibt es einfach zu wenig.

Highlight dieses Tages wird somit sein, dass er zu Ende ist!

20.6.2018: Raus hier

Heute Abend komme ich wieder raus. Antje holt mich ab und wir treffen uns mit einem Teil der BremerFlow-Gruppe beim El Mariachi in Schwachhausen. Danach planen wir, in die Wunderbar weiterzuziehen. Doch die Wunderbar hat zu. Nach kurzer Überlegung geht es in die Wachmannstraße ins Bobby Lane. Antje fährt mich hin und beendet für sich den Abend. Fliegender Wechsel: Herwig stößt zur Runde hinzu :-) In der Schicki-Micki-Weinbar bestellen Randof, Herwig und ich erst einmal Bier und ernten seltsame Blicke. Uns wurscht. Wir haben weiterhin einen netten Abend. Um elf ist offiziell auf der Terrasse Schluss. Gegen Mitternacht werden wir dann tatsächlich zum Zahlen aufgefordert. Und nun? Herwig schlägt vor jetzt einfach reinzugehen. Ähhh, okay. Warum nicht? Einer geht noch :-) So gönnen wir uns an der Bar also noch eine Runde GinTonic, denn ohne Tonic ist ein Leben bekanntlich ginlos.

Um eins ist dann endgültig Schluss und ich tausche meinen eleganten Keilabsatz-Treter gegen einen Sneaker, denn der Plan ist nun, mich mit dem Roller durch die Stadt zu bewegen. Herwig, der noch vor wenigen Tagen kopfschüttelnd „Unvernünftig!“ gesagt hat, als er davon hörte, dass mich Jan auf seinem Gepäckträger zur Marjoleins Einbürgerung transportiert hat, bietet mir nun seinen eigenen Gepäckträger an. Erneutes Kopfschütteln … über sich selbst. Die wilde Fahrt klappt aber wieder ziemlich gut und verkürzt mir den nächtlichen Heimweg zeitlich sicher auf ein Drittel. Um 1:30 liege ich im Bett. Nicht schlecht für nen Mittwoch :-) Aber man hätte auch echt mal n Foto von diesem schönen Abend machen können :-/

21.6.2018: Pasta! Basta!

Heute Abend spielt Argentinien gegen Kroatien. Zu diesem WM-Event habe ich mir Besuch eingeladen, denn Fußball-Gucken ist alleine einfach nicht sooo cool. Und Abendessen bereite ich auch vor. Der letzte Einkauf ist schon Weilchen her: Freitag mit Antje. Okay, was gibt der Kühlschrank noch so her? Seit Ewigkeiten habe ich keine Pasta mehr selbst gemacht und gehe somit das Risiko des totalen Verkackens ein: Ravioli mit Hack-Grüner-Spargel-Füllung. Zum Nachtisch Mango-Stracciatella-Quark. Beschwerden bleiben aus, wobei ich selbst diverse Kritiken an meinem Mahl zu verzeichnen habe. Die erste Halbzeit ist lahm, in der zweiten wird’s interessanter. Ergebnis 0:3. Ich hatte auf ein 2:2 Unentschieden getippt. Mein Besuch ist mit seinem 0:2-Tipp da deutlich dichter dran. Insgesamt ist es ein schöner Abend – trotz Hinkebein.

23. + 24.6.2018: „Mädels-Abend“

Seit dem Vorfall habe ich keine reelle lange Hose getragen. Dank der sommerlichen Temperaturen waren Kleider, kurze Hosen, und Röcke die Bekleidung der Wahl. Jedoch spielt das Wetter gerade nicht so richtig mit und so versuche ich es mal mit ner Jeans. Erfolglos. „Hose in Orthese“ ist sau-unbequem und ich realisiere, dass der ganze Mist im Winter vermutlich noch fieser sein muss. Ich lande nach diversen Outfit-Tests also doch wieder bei einem Röckchen. Mit Leggings.

Gegen Mittag kommen Nadine und Alex aus den heimischen Gefilden zu Besuch. Die beiden werden über Nacht bleiben. Mädels-Abend :-) Unser Programm: Einkaufen. Essen im Perino. Chips-Schlacht. Dazu ist Fußball-Gucken angesagt: Deutschland gegen Schweden. Wir brauchen nach der Schlappe gegen Mexiko dringend einen Sieg. Und der gelingt tatsächlich in letzter Minute.

25.6.2018: Stand der Dinge

Heute ist es soweit. Es geht wieder nach Achim zu Dr. Reick. Herwig holt mich um 8:15 ab. Im Behandlungsraum ziehe ich die Orthese aus und höre nur ein „Alter Schwede“ aus seiner Richtung. Dann lacht der Frechdachs über mein Stockbeinchen und kann kaum fassen, wie dünn mein Unterschenkel geworden ist.

Dann kommt Dr. Reick. Er macht wider Erwarten gar keinen Ultraschall, sondern untersucht mein Bein manuell auf Schmerzverhalten und stellt mir einfach nur Fragen zu meiner Selbsteinschätzung. Nächste Woche soll nun der zweite Keil raus. Die Orthese trage ich dann noch eine weitere Woche oder so, aber schon jetzt soll ich immer mal wieder ohne gehen. In einem erhöhten Schuh. Und das Allerbeste: ich darf das Monstrum zum Autofahren nun ausziehen und wieder meiner selbstbestimmten Mobilität frönen. Geiel!!! Auch Physiotherapie bekomme ich gleich verschrieben und werde zeitnah beginnen, die verkümmerte Wade wieder aufzubauen. Dazu Aquafitness und Rüttelplatte bei Herwig. Nun brauche ich also dringend nen sport-tauglichen Bikini ;-)

Empfohlene Beiträge
Archiv
bottom of page